Gelungene Veranstaltung im Walderlebniszentrum in Grafrath
Um es gleich vorweg zu sagen: Bei der gut besuchten Veranstaltung im Walderlebniszentrum Grafrath am 8. Mai ging es nicht darum, den Wunsch nach einem Einfamilienhaus zu verteufeln, sondern alternative Wege aufzuzeigen, wie Wohnraum geschaffen werden kann – ohne neu zu bauen. Dr. Daniel Fuhrhop gelang es, in einem mitreißenden Impulsvortrag viele interessante Ansätze aufzuzeigen und neue Ideen und Lösungen zu präsentieren.
Der Ökonom, der sich seit Jahren auch wissenschaftlich mit dem Thema Wohnen beschäftigt, zeigte vier von ursprünglich fünf Möglichkeiten auf, den vorhandenen, aber unsichtbaren Wohnraum zu nutzen. Einen Untermieter aufzunehmen, ist wohl eine der einfachsten Möglichkeiten. Hier gibt es sehr interessante und innovative Wohnmodelle wie „Homesharing“ oder „Wohnen für Hilfe“, die idealerweise von staatlichen Stellen vermittelt und begleitet werden. Eine weitere, bereits bekannte Möglichkeit ist der Umzug in eine kleinere Wohnung, um den eigenen, vielleicht zu groß gewordenen Wohnraum für junge Familien freizumachen. Durch den Umbau eines Wohngebäudes können mehrere zusätzliche Wohnungen entstehen und auch hier sollte das Mieter-Vermieter-Verhältnis von staatlicher Seite begleitet und gefördert werden, um Mietgarantien und Mietbegleitung zu gewähren. Die Möglichkeit des gemeinschaftlichen Wohnens birgt sicherlich ein großes Konfliktpotential, aber durch das Teilen von Räumen kann Fläche gespart und Gemeinschaft gewonnen werden.
In der anschließenden von Eva Herrmann moderierten Diskussionsrunde mit Norbert Seidl, Bürgermeister der Stadt Puchheim, Monika Glammert-Zwölfer, Gemeinderätin in Grafrath und Mitglied der Initiative RAUM GENUG, Gerhard Kapsch, Bauherr des Pilotprojekts RAUM GENUG und Yvonne Toepfer, Architektin des Pilotprojekts, wurden neben den baulichen Herausforderungen auch Fragen zu Stellplatzverordnungen und Abstandsflächen diskutiert. Programme wie die Wohnraumoffensive Baden-Württemberg zeigen einen möglichen Weg von der Orientierungsphase bis zur Förderung von Pilotprojekten. Auch Instrumente wie die Zweckentfremdungssatzung können helfen, Potenziale zu nutzen. Das im Rahmen der Agenda 21 entstandene Projekt „RAUM GENUG“ in Grafrath hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen und geeignete Strukturen für landkreisweite Beratungsangebote aufzubauen. Ehrenamtliches Engagement ist ein erster Schritt, aber es braucht niederschwellige Angebote, Kompetenzen und finanzielle Ressourcen, ähnlich wie bei der Energieberatung und der Beratungsstelle Barrierefreiheit. Publikum und Diskutanten waren sich einig, dass nur über die persönliche, emotionale Ebene, öffentliche Aufmerksamkeit und gute Best-Practice-Projekte Akzeptanz für Wohnen ohne Neubau geschaffen werden kann.
Text: TAO Treffpunkt Architektur Oberbayern und Salon Nachhaltigkeit