Drei nach 5 in Penzberg

Drei Impulsvorträge zur zukunftsfesten Stadt an der Schnittstelle zwischen Bauen und Ökologie mit Gelegenheit zur Diskussion:
Drei nach 5 ist Motto und Start eines Vortragsabends zum Thema Stadt, Bauen und Ökologie am 26.09.2024 von 17:03 – 19:30 Uhr im Bürgerbahnhof Penzberg, Philippstr. 32, 82377 Penzberg.
Teils überzogene Standards in Normen und technischen Vorschriften machen das Bauen teuer, kompliziert und fehleranfällig. „Einfach Bauen“ oder experimentell Bauen ist eine Initiative der Architektenschaft, die in einem neuen „Gebäudetyp-e“ die Möglichkeit bietet, einen vereinfachten Standard zu vereinbaren und auf tradierte Bautechniken zurückzugreifen. Architekt Florian Dilg (ARCHiTEKTUR:ZWiNGEl/DilG, München) ist Mitinitiator und berichtet zum neuen Gebäudetyp-e.
Architekt Sebastian Beham (Beham Architekten, Dietramszell) zeigt Beispiele, wie einfache, gut konstruierte Holzbauten einen Beitrag zu Nachhaltigkeit im Bauen und zur Kreislaufwirtschaft leisten können.
Dachbegrünungsexperte Armin Wandschura zeigt das Potenzial und die vielfältigen Möglichkeiten von Gründächern als Beitrag zur lebenswerten und zukunftsfesten gebauten Umwelt.


17: 03 Begrüßung durch TAO / Stadt Penzberg

17:10-17: 30 Der neue Gebäudetyp-e
Florian Dilg, Architekt, Mitinitiator Gebäudetyp-e

17:55-18:15 Einfach endlich bauen
Vorstellung realisierter Projekte unter den Gesichtspunkten des lebenszyklischen & materialgerechten Bauens, eines sinnhaften Technikeinsatzes und einer möglichst regionalen Wertschöpfungskette
Sebastian Beham, Architekt ByAK|sia|lia, Stadtplaner, staatl. gepr. Bautechniker

18:40-19:00 Dachbegrünung als Beitrag zu Stadtökologie
Gründächer auf flachen und geneigten Dächern als Lebensraum, Wasserspeicher und kühlende Flächen sind ein wichtiger Beitrag zur lebenswerten Umwelt in bebauten Bereichen und zur Klimafolgenanpassung
Armin Wandschura, Dachbegrünungsexperte

Offener Ausklang mit Kleinigkeiten zu Essen und Trinken

Veranstalter/ Organisation:

  • TAO – Treffpunkt Architektur Oberbayern der Bayerischen Architektenkammer
  • Stadt Penzberg
  • VHS Penzberg

Fotograf : Jonathan Sage, Beham Architekten.

Schön hier.

Architektur auf dem Land, 28.07.-20.10.2024

Das Deutsche Architekturmuseum DAM, Frankfurt am Main, ist zu Gast in Burghausen mit der Ausstellung
„Schön hier. Architektur auf dem Land“

schoen hier

„Die ganze Welt spricht vom Prozess der Urbanisierung und dass in Zukunft die Hälfte der Menschen in Städten leben wird. Mein Interesse gilt der anderen Hälfte.“ 

Dieser Satz des finnischen Architekten Sami Rintala beschreibt treffend die Intention der Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums.

Ländliche Regionen werden zumeist mit ihrer Architektur zu wenig beachtet – oftmals zu Unrecht. Eine Fülle aktueller Bauten zeigt, welche Qualitäten hier zu entdecken sind. Architektur kann viel zu einem guten Leben auf dem Land beitragen. Ländliche Räume als Lebensmittelpunkt gewinnen zunehmend an Aufmerksamkeit. Sie sind Orte zum Wohnen, Leben und Arbeiten. Dazu benötigen sie eine zeitgemäße, ökologische, soziale und bauliche Infrastruktur. Wenn sich ein Architekturmuseum mit dem ländlichen Raum beschäftigt, so stehen naturgemäß besondere Bauten und regionale Entwicklungen im Zentrum der Betrachtung.

Architektur kann ein Ausdruck von Wertschätzung sein, sie kann im besten Fall Selbstbewusstsein generieren. Deshalb lohnt es sich, Engagement für viele kleine Bauaufgaben ebenso wie für ganze Dorfmitten, für funktionierende und von der Bevölkerung angenommene öffentliche Räume aufzuwenden.

Mit diesem „Anforderungsprofil“ und einem dem ländlichen Raum offenen und zugewandten Blick hat das DAM 70 bemerkenswerte Architekturbeispiele in Europa (Schwerpunkt: Deutschland, Österreich, Frankreich und die Schweiz) ausgesucht, wovon 40 Beispiele in der Studienkirche St. Josef zu sehen sind.

Öffnungszeiten
Mittwoch bis Freitag 14-18 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag 10-18 Uhr
Sonderöffnungszeit: Sommerferien Montag – Sonntag 10-18 Uhr

TERMINE

Ausstellungseröffnung
28.07.2024 | 11 – 13 Uhr | Studienkirche St. Josef, Kanzelmüllerstraße 90a

Grußwort
Florian Schneider
Erster Bürgermeister Stadt Burghausen

Einführung
Peter Cachola Schmal
Dipl.-Ing. Architekt, Leitender Direktor Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt
Prof. Veronika Kammerer
Dipl.-Ing. Innenarchitektin, Dipl.-Ing (FH) Architektin, Beirätin TAO Treffpunkt Architektur Oberbayern der Bayerischen Architektenkammer
Yvonne Toepfer
Dipl.-Ing. (FH) Architektin, Beirätin TAO Treffpunkt Architektur Oberbayern der Bayerischen Architektenkammer

Musik
Janusz Myschur, Akkordeon


28.09.2024 | 20 Uhr | Ankersaal Burghausen, Stadtplatz 41/42, 84489 Burghausen
Film: Stadt Land Boden
mit anschließendem Vortrag und Diskussion von LandLuft – Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen zum Thema „Was gute Ortsentwicklung und sparsamen Bodenverbrauch verbindet“


6.10.2024 | 11 Uhr | Aula Maior, Kloster Raitenhaslach, Raitenhaslach 9, 84489 Burghausen
Form follows love.

Vortrag Anna Heringer, Hon.Prof. UNESCO Chair for Earthen Architecture, Building Cultures and Sustainable Development
Moderation: Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung

09.10.2024 | 20 Uhr | Ankersaal Burghausen, Stadtplatz 41/42, 84489 Burghausen
Dieter Wieland – Filmabend

3 Filme: Topographie: Burghausen – Das Fenster – Der Zaun.
Die Verschandelung der Natur, die Zersiedelung der Landschaft, die Unwirtlichkeit der Städte thematisierte Dieter Wieland seit Anfang der 70er-Jahre.

11.10.2024 um 19 Uhr | Ort wird noch bekanntgegeben
Patchwork aus Zeit – St. Georg in Hebertshausen

Vortrag und Diskurs mit

Eva Maria Hermann, Dipl.-Ing. Architektur, Architekturkommunikation; Markus O. Kuntscher, Architekt BDA und Stadtplaner, Prof. Jerry Zeniuk, freier Künstler


20.10.2024 | 16 Uhr | Ankersaal Burghausen, Stadtplatz 41/42, 84489 Burghausen
TAO. Glitch

Vortrag und Diskurs mit

Peter Haimerl, Architekt BDA; Ursula von Hofacker, Dipl.-Betriebswirtin (Bauherrin Montessorischule Neuötting); Achim Kammerer, Architekt BDA; Dr. Verena Konrad, Direktorin vai – Vorarlberger Architektur Institut (angefragt); Dorothee Maier, Innenarchitektin, bdia (Moderation); Florian Schneider, Erster Bürgermeister der Stadt Burghausen

18 Uhr Abschlusskonzert: Hochzeitskapelle

Die Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums DAM wird in Kooperation mit der Studienkirche St. Josef Burghausen und dem TAO Treffpunkt Architektur Oberbayern der Bayerischen Architektenkammer präsentiert.

Sommer, Sonne, Baukultur

Architektouren 2024 – Busfahrt mit dem TAO

Die Beiratsmitglieder des Treffpunkts Architektur Oberbayern (TAO) und Doris Lackerbauer, Vorstandsmitglied der Bayerischen Architektenkammer und Vorstandskooperatorin des Treffpunkts Oberbayern, luden am 29. Juni 2024 im Rahmen der Architektouren zu einer Bustour ein. Über 50 Architektur-Begeisterte trafen sich in Prien am Chiemsee, ausgestattet mit Sonnenhüten und reichlich kühlen Getränken, da es an diesem Tag bis zu 35 Grad heiß war. Es waren so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass einige sogar mit dem eigenen Auto hinter dem Bus herfuhren.

Erster Halt war das Wohnquartier „Tannenhof“ in Bad Feilnbach: ein Gemeinschaftshaus für Jung und Alt. Das barrierefreie Mehrgenerationenhaus birgt fünf Wohneinheiten, die teils kommunal gefördert sind, eine ambulant betreute Wohngemeinschaft, eine Kita und das „Bad Feilnbacher Wohnzimmer“. Architekt Markus Hölzl vom Büro HKF Hölzl Knote Frischholz Architektur und Gestaltung, führte die große Gruppe auch durch die öffentlichen Plätze mit „Ratschbankerln“ und viel Grün.

Architektourbus
Tannenhof Bad Feilnbach, HKF Architekten; Foto: Ulrich Gebert, München

Die zweite Station der Bustour war die KinderGärtnerei St. Oswald in Traunstein. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um eine besondere Form eines Kindergartens. Nicht das Kindergarten-Gebäude selbst steht im Mittelpunkt des Tagesablaufs, sondern der Garten! Gemeinsam erklärten Architekt Tobias Mattes vom Büro Köhler Architekten Gauting/ München und TAO-Beiratsmitglied Harry Dobrzanski, der bei diesem Projekt für die Gestaltung des Außenbereichs verantwortlich war, die Besonderheiten der Anlage.

Architektouren
KinderGärtnerei St. Oswald, Köhler Architekten mit die-grille Landsachaftsarchitekten; Foto: Leonie Pertl

Die nächsten beiden Projekte auf der Tour wurden bei den Architektouren 2024 mit je einem KlimaKulturKompetenz-Prädikat ausgezeichnet. Die Chiemseefischerei vom Büro Guggenbichler Wagenstaller Architekten und Ingenieure erhielt das Prädikat für Flächensparen und das Büro BRAND 01 Architekten wurde für die Energetische Sanierung eines 70er-Jahre-Hauses mit dem Prädikat Energieeffizienz ausgezeichnet. Doris Lackerbauer überreichte am 3. Juli im Staatlichen Hochbauamt Rosenheim den Architektin Anne Wagenstaller und Architekt Heiner Pflugfelder die entsprechenden Urkunden.

Heiner Pflugfelder, Doris Lackerbauer, Anne Wagenstaller; Foto: Vanessa Scheitz

Zurück zur Chiemseefischerei. Sie war ursprünglich ein landwirtschaftliches Nebengebäude, das bis 1989 als Hühner- und Kuhstall diente und dann zum Verkaufsraum mit Fischereiverarbeitung umgenutzt wurde. 2021 entschied sich die Bauherrschaft, den Verkaufsraum zu vergrößern und im Dachgeschoss eine Personalwohnung zu integrieren. Auf der vorgelegten Terrasse mit Blick über den Chiemsee konnten sich die Teilnehmenden bei Backfisch mit Kartoffelsalat von dem gelungenen Umbau selbst überzeugen. 

Chiemseefischerei, Guggenbichler + Wagenstaller Architekten und Ingenieure;Foto: Leonie Pertl

Von dort aus ging es nach Rimsting zu einem Einfamilienhaus im Chiemgau, das mit seiner karbonisierten Holzfassade auf einer kleinen Anhöhe mit Blick auf den See und die Bayerischen Alpen steht. Man sieht dem Gebäude heute nicht mehr an, dass es aus den 70er-Jahren stammt. Architekt und Beiratsmitglied Heiner Pflugfelder erklärte den Besucherinnen und Besuchern, dass das auffallendste Merkmal des Hauses die ökologische und nachhaltige Fassadenbekleidung sei: Bei der japanischen „Yakisugi“-Methode wird regionales Fichtenholz karbonisiert, wodurch die Zellen im Holz verdichtet werden und es damit resistent gegen Fäulnis, Wasser und Verwitterung wird. Weiter erklärte er, dass eine Behandlung und Wartung mit chemischen Holzschutzmitteln so vermieden werden könne.

Haus ZWEI + DREI, BRAND 01 Architekten; Foto: Leonie Pertl

Zum Abschluss der Bustour ging es nun mit der Fähre nach Herrenchiemsee zu einer Holzlagerhalle, die ebenfalls vom Büro von Heiner Pflugfelder zu den Architektouren 2024 eingereicht worden war. Eine Besonderheit dieser Halle ist das Indach-Photovoltaik-System in Ziegelrot. So konnte die gesamte Südseite des Daches mit ca. 277 m2 PV-Modulen belegt werden und hielt damit auch noch die vom Denkmalschutz auferlegten Vorgaben ein.

Gegen 17 Uhr endete die oberbayerische Bustour zu den Architektouren 2024. Von den vielen Eindrücken und Besonderheiten der fünf vorstellten Projekte werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch lange zehren und sich schon auf die Architektouren 2025 am letzten Juni Wochenende freuen können.

Foto: Leonie Pertl

Architektouren 2024 – am 29. und 30.06.2024

Bei den diesjährigen Architektouren öffnen 216 Projekte am 29. und 30. Juni 2024 ihre Türen in ganz Bayern: Die Leistungsschau bayerischer Architektur stellt öffentliche und private Räume von Planerinnen und Planern der Architektur, der Innen- und Landschaftsarchitektur sowie der Stadtplanung vor. Die Projekte wurden von einem unabhängigen Beirat ausgewählt. Die zweitägige Veranstaltung, die im Rahmen des bundesweiten Tags der Architektur stattfindet, bietet die Gelegenheit, auch Projekte zu besichtigen, die sonst für die Öffentlichkeit verschlossen sind, und mit Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen, ihrer Bauherrschaft sowie den Nutzerinnen und Nutzern vor Ort ins Gespräch zu kommen.

Hier können Sie die Projekte der Architektouren 2024 abrufen (und hier das Booklet als PDF) und schon mal Ihre ganz persönliche Architektour für das letzte Juni-Wochenende planen!

ArchitektourBus Oberbayern

Auch dieses Jahr veranstaltet der Treffpunkt Architektur Oberbayern (TAO) wieder einen ArchitektourBus! Diesmal in der Chiemsee-Gegend: am 29.06.2024 von 9.50 Uhr bis ca. 17.50 Uhr. Hier eine Karte mit den Uhrzeiten und den Stationen.

Das Programm und die Fahrt sind kostenfrei. Da die Plätze im Bus begrenzt sind, wird um Anmeldung gebeten bei:
hans.romstaetter@architekten-romstaetter.com.

Die Mitglieder des TAO freuen sich auf Ihr Kommen und eine inspirierende Rundfahrt!

Wohnraum ohne Neubau?

Gelungene Veranstaltung im Walderlebniszentrum in Grafrath

Um es gleich vorweg zu sagen: Bei der gut besuchten Veranstaltung im Walderlebniszentrum Grafrath am 8. Mai ging es nicht darum, den Wunsch nach einem Einfamilienhaus zu verteufeln, sondern alternative Wege aufzuzeigen, wie Wohnraum geschaffen werden kann – ohne neu zu bauen. Dr. Daniel Fuhrhop gelang es, in einem mitreißenden Impulsvortrag viele interessante Ansätze aufzuzeigen und neue Ideen und Lösungen zu präsentieren.

Foto: Yvonne Toepfer, Kottgeisering
Foto: Ulrich Gebert, München
Foto: Ulrich Gebert, München

Der Ökonom, der sich seit Jahren auch wissenschaftlich mit dem Thema Wohnen beschäftigt, zeigte vier von ursprünglich fünf Möglichkeiten auf, den vorhandenen, aber unsichtbaren Wohnraum zu nutzen. Einen Untermieter aufzunehmen, ist wohl eine der einfachsten Möglichkeiten. Hier gibt es sehr interessante und innovative Wohnmodelle wie „Homesharing“ oder „Wohnen für Hilfe“, die idealerweise von staatlichen Stellen vermittelt und begleitet werden. Eine weitere, bereits bekannte Möglichkeit ist der Umzug in eine kleinere Wohnung, um den eigenen, vielleicht zu groß gewordenen Wohnraum für junge Familien freizumachen. Durch den Umbau eines Wohngebäudes können mehrere zusätzliche Wohnungen entstehen und auch hier sollte das Mieter-Vermieter-Verhältnis von staatlicher Seite begleitet und gefördert werden, um Mietgarantien und Mietbegleitung zu gewähren. Die Möglichkeit des gemeinschaftlichen Wohnens birgt sicherlich ein großes Konfliktpotential, aber durch das Teilen von Räumen kann Fläche gespart und Gemeinschaft gewonnen werden.

In der anschließenden von Eva Herrmann moderierten Diskussionsrunde mit Norbert Seidl, Bürgermeister der Stadt Puchheim, Monika Glammert-Zwölfer, Gemeinderätin in Grafrath und Mitglied der Initiative RAUM GENUG, Gerhard Kapsch, Bauherr des Pilotprojekts RAUM GENUG und Yvonne Toepfer, Architektin des Pilotprojekts, wurden neben den baulichen Herausforderungen auch Fragen zu Stellplatzverordnungen und Abstandsflächen diskutiert. Programme wie die Wohnraumoffensive Baden-Württemberg zeigen einen möglichen Weg von der Orientierungsphase bis zur Förderung von Pilotprojekten. Auch Instrumente wie die Zweckentfremdungssatzung können helfen, Potenziale zu nutzen. Das im Rahmen der Agenda 21 entstandene Projekt „RAUM GENUG“ in Grafrath hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen und geeignete Strukturen für landkreisweite Beratungsangebote aufzubauen. Ehrenamtliches Engagement ist ein erster Schritt, aber es braucht niederschwellige Angebote, Kompetenzen und finanzielle Ressourcen, ähnlich wie bei der Energieberatung und der Beratungsstelle Barrierefreiheit. Publikum und Diskutanten waren sich einig, dass nur über die persönliche, emotionale Ebene, öffentliche Aufmerksamkeit und gute Best-Practice-Projekte Akzeptanz für Wohnen ohne Neubau geschaffen werden kann.

Foto: Ulrich Gebert

Text: TAO Treffpunkt Architektur Oberbayern und Salon Nachhaltigkeit

Wohnraum ohne Neubau?

Impuls und Diskussion am 8. Mai 2024, 18 Uhr, im Walderlebniszentrum Grafrath

Das Einfamilienhaus ist nach wie vor die häufigste Wohnform in Deutschland. Historisch gesehen gilt es als ideale Wohnform für Familien mit Kindern. Doch was ist, wenn die Kinder groß werden und ausziehen? Nur sehr selten erfüllt sich die Hoffnung, dass aus dem Einfamilienhaus ein Mehrgenerationenhaus wird. Ein Umstand, der sich vielleicht ändern lässt?

Um der emotionalen Diskussion um das Einfamilienhaus (Lebenstraum vs. Flächenfraß, Selbstverwirklichung vs. Ressourcenverschwendung) ein bisschen den Wind aus den Segeln zu nehmen, zeigt der Wohnwendeökonom Dr. Daniel Fuhrhop das Potenzial des bereits vorhandenen Gebäudebestandes, für dessen Nutzung er verschiedene Lösungsansätzen entwickelt hat: vom Untermieter zum Umbau, von der Vermittlung leerstehender Wohnungen bis zu gemeinschaftlichen Wohnmodellen. Er nennt dies den „unsichtbaren Wohnraum“, den alle kennen. Das ungenutzte ehemalige Kinderzimmer, die bestehende Einliegerwohnung, aber auch die Neugier auf andere Wohnmodelle. Niemandem soll etwas weggenommen werden, im Gegenteil, die bestehenden nachbarschaftlichen Beziehungen und Bindungen sind Teil des Erfolgs. Günstiger Nebeneffekt: die dringend gebrauchte Erhöhung der Sanierungsquote könnte durch die Lösungsansätze querfinanziert werden.

Auch in Grafrath gibt es bereits Überlegungen zur Zukunftsfähigkeit. Die Arbeitsgruppe „RAUM GENUG“ hat sich im Rahmen der Agenda 21 in einem Pilotprojekt mit den Potenzialen der Aktivierung von ungenutztem Wohnraum beschäftigt und sucht nun die Vernetzung mit anderen Akteuren, um Strukturen für landkreisweite Beratungsangebote – von der baulichen Bandbreite der Möglichkeiten bis zu den notwendigen Förderkulissen – aufzubauen.

Darüber wollen wir – der TAO Treffpunkt Architektur Oberbayern und der Salon Nachhaltigkeit – nach einem Impuls von Dr. Daniel Fuhrhop mit Ihnen sowie den Initiatorinnen und Initiatoren des Modellprojekts RAUM GENUG in Grafrath sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Gesellschaft diskutieren.

Um Anmeldung unter wez-grafrath@aelf-ff.bayern.de oder 08144 – 507 wird gebeten.

Einladungsflyer

Chiembau 1. Tag des Wohnens

In einer Zeit, in der bezahlbarer Wohnraum zunehmend zur Herausforderung wird, boten der Landkreis Traunstein und seine Kooperationspartner (darunter der TAO) am 16.03.2024, 9:30 bis 16:00 Uhr, Bauinteressierten und Planern die Gelegenheit, sich umfassend zum Thema „gemeinschaftliches Wohnen, Lücken füllen und bezahlbares Bauen“ zu informieren.
Die Besucherinnen und Besucher erwartete ein vielfältiges Tagesprogramm mit spannenden Vorträgen, verschiedenen Informationständen und ein Austausch mit Expertinnen und Experten, Genehmigungsbehörden sowie Bauinteressierten.

Nähere Informationen und Anmeldung

Mehr zur neuen Fotoleiste …

Der Landschaftsarchitekt und TAO-Beirat Harry Dobrzanski, hat unsere aktuelle Fotoleiste gestaltet, um seine oberbayerische Heimat, den Landkreis Weilheim-Schongau, zu zeigen. Mehr zu seiner Person und seiner Motivation sich im TAO zu engagieren, finden Sie in der Rubrik „Wir über uns“.  Der untenstehende Text erläutert seinen fotografischen Fokus:

Flächen und natürliche Ressourcen sind begrenzt. Mich beschäftigt, wie wir ein gutes Leben leben, sozusagen „qualitativ erfolgreich“ sein können, ohne durch zu starkes materielles Wachstum zu viel vom Konto der Zukunft abzubuchen. Viele Lösungen liegen im schon Gebauten, im Bestand, in schon bebauter Fläche. Heute schon finden wir in Siedlungsgebieten eine größere Artenvielfalt als in landwirtschaftlichen Flächen. Es ist möglich und nötig, unsere Städte und Dörfer so zu entwickeln, umzubauen, in sich zu verbessern, dass dort ein Lebensraum, ein Positivraum auch für unsere Lebensgrundlagen entsteht.  Ein baulich wie gedanklich kreativer Umgang mit gewohnten Paradigmen und vermeintlichen Zwängen, und davon gibt es viele, kann uns nicht nur von mancher Last befreien, sondern auch neue Zukunftschancen eröffnen. So bleibt Freiraum. Gute Ortsplanung hat bisher die bayerische Landschaft zumindest meistens vor Zersiedlung bewahrt und nötige Entwicklungen eng an bestehende Orte gebunden. Dieses hohe Gut einer Landschaft als Freiraum, als Allgemeingut, ästhetisch wie ökologisch, ist gefährdet. Wir sollten sie weiterhin bewahren. Oder, wie ein dem Humor verpflichteter bayerischer Literaturpreisträger sagt: „Was man liebt, die Heimat, das asphaltiert man doch nicht ständig!“.  Es motiviert mich, im TAO mit Partnern und Kolleginnen diese Diskussionen zu führen und Aufmerksamkeit für unsere Anliegen zu wecken.

Penzberg im Januar 2024, Harry Dobrzanski

Vortragsabend „Drei nach 5“

Stadtökologie crossover – „Da müssen wir ran“

Dass eine zukunftsfähige gebaute Umwelt interdisziplinär und übergreifend entwickelt werden muss, wurde beim Vortragsabend „Drei nach 5“ deutlich. Der Treffpunkt Architektur Oberbayern hatte in Kooperation mit der Stadt Penzberg und der VHS zu drei Impulsvorträgen zur zukunftsfesten Stadt an der Schnittstelle zwischen Bauen und Ökologie in den Bürgerbahnhof Penzberg eingeladen.
Nach Begrüßung durch Stadtbaumeister Justus Klement und Landschaftsarchitekt Harry Dobrzanski vom TAO konnte Prof. Ferdinand Ludwig (TUM) die Chancen wachsender Architektur mit brillanten Bildern und Neugier wie Begeisterung weckenden Versuchen und Forschungserbnissen zeigen. Wiederum wurde deutlich, wie sehr das Nomen- und Vorschriftswesen Ideen wie Baumfassaden oder statisch langfristig tragend eingesetzte Pflanzen erschweren, obwohl es jahrhundertealte Beispiele von Baumbrücken in Indien bis zur deutscgen Tanzlinde gibt. Wenn jedoch eine integrierte Planung von Beginn an mit mutigen Bauherren zusammentrifft, dann können Städte oder Straßen zu grünen Räumen werden. Ein Ökoquartier in Bamberg mit dem Ziel, durch den Bau den ökologischen Gesamtzustand – bei ehrlicher Bilanzierung durch die TUM – tatsächlich im Vergleich zum Ausgangszustand zu verbessern zeigt, wie hoch die Latte gelegt werden kann.
„Bunt und voller Leben“ auf öffentlichen Grünflächen, die „eh da“ sind – Naturgartenplanerin Ingrid Völker zeigte neue gärtnerische Konzepte, mit denen eine vielfältige Flora bei gleichzeitig guten Effekten im Pflegeaufwand erreicht werden kann. Die humorvoll und praxiserprobt vorgetragene Herangehensweise („unterschätze niemals die Macht des Bauhofs“) zeigte, dass uns nichts hindert, Grünflächen naturnah zu entwickeln. Solange der ökonomische Druck auf die Landwirtschaft so hoch ist, bleiben diese „eh-da“-Flächen ein wertvoller Trittstein für viele Arten.
Benedikt Sunder-Plassmann, Architekt und Vorsitzender des Wessobrunner Kreises, packte die berufliche Praxis an zwei Enden – er zeigte das Potenzial des Umbauens und Weiter-Bauens zum einen von der Qualität der Architektur sowie zum anderen vom Klimaschutz her. Den bekannt hohen Beitrag des Bauens an der CO2-Erzeugung wie auch am Müllaufkommen kann man durch keine Maßnahme so reduzieren wie durch die Arbeit an der bereits gebauten Masse, durch Sanierung und Umbau. Die Betrachtung der Baumasse – von ca. 18 Mio. Gebäuden in Deutschland sind 16 Mio. Einfamilienhäuser oder Doppelhäuser – war Anlass der siedlungsbaulichen Konzepte, die aus dem Wessobrunner Kreis heraus entstanden sind. Auf den oft großen Grundstücken finden sich meist wenig flexibel nutzbare Häuser, die nur wenige Jahre voll genutzt sind und dann in älteren Jahren zur Last werden können. „Da müssen wir ran“ – intelligente Eingriffe und Erweiterungen müssen diesen großen Bestand an Gebäuden tauglicher für diverse Lebenssituationen und Generationen machen und können damit gleichzeitig eine gemischtere Bewohnerstruktur schaffen, die den Dörfern gut tut. Für dieses strukturelle Problem, das massenhaft in der Bundesrepublik zu finden ist, wurden konkrete und typologische bauliche Eingriffe vorgestellt.
Mit diesen aus unterschiedlichen Schwerpunkten, vom Leben, von tatsächlichen Bedürfnissen her gedachten und in der Praxis gelebten Ansätzen stießen die drei Vortragenden auf große Resonanz bei den über 50 BesucherInnen der Veranstaltung, zu denen erfreulicherweise auch ein P-Seminar des örtlichen Gymnasiums gehörte, das sich dem klimagerechten Bauen widmet. Eine Neuauflage ist geplant.

Prof. Ferdinand Ludwig im Penzberger Bahnhof Foto: Harry Dobrzanski